Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Pillnitz, erhalten Sonntag, 23. Juli 1848

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Sr. Wohlgeboren

den Herrn Wilhelm Jähns.

Mein lieber guter Jähns!

Kurz vor Thorschluss habe ich noch durch die persönliche Gnade unseres guten Königs welchen ich selbst den Standt der Sache, hier in Pillnitz, wo ich seit 3 Wochen wohne, mittheilen konnte, das Privilegium* erhalten, mit den freundlichen Worten „dass es ihm Freude machen würde unsere Rechte zu schützen, und dass ich mich nur immer an ihn wenden solle[]. Ich bitte Sie daher mein guter Jähns beykomende Schriften an Lichtenstein zu übergeben. Im Fall seiner Abwesenheit aber den Herrn Schlesinger anzuzeigen dass das Privilegium da sey, damit er nicht andere Ausflüchte macht wenn er es einen Tag später erführe. Machen Sie auch noch Lichtenstein darauf aufmerksam dass der 2 August der letzte Termin ist wo das Privilegium ankomen muss, und bitten Sie ihn noch in meinen Namen sich von Herrn Schlesinger wegen nicht zahlen können keinen blauen Dunst vormachen zu lassen, denn Meyerbeer wollte sich todtlachen wegen der leeren Kassen die er gezeigt hatte — doch Ihr seit ja beide Männer welchen dieses Wesen kennen, und werdet meiner Rechte wachen. Sollte es nöthig sein so übergebt die ganze Sache einen Advokaten, ich lege desshalb die Abschrift des Contrakts, Schlesingers Brief pp bey. Ich lebe seit 3 Wochen hier in dem schönen Pillnitz weil das enge Zusamensein mit Nettchen in meinem kleinen Logie — nicht gut angegangen wäre. Ich habe mir hier ein ganz klein Stübchen gemiethet, und lebe, selbst ohne Dienstmädchen, ganz still und friedlich nahe am Meiksgrund in einen mit Rosen bewachsenen Häuschen. Sontags komt Max auf ein paar Stunden heraus, oder ich fahre mit dem Dampfbot hinein um Marichen zu sehen. Leider habe ich mich aber das Letztemal sehr erkältet, und einen fürchterlichen Husten bekomen, welcher mich sehr quelt, doch das ist alles zu ertragen wenn man nur sonst keine Sorgen hätte. — Herzlich froh bin ich dass das Verhältniss mit Max und Euch sich wieder freundlich gestaltet, denn wo alle Verhältnisse so loker werden müssen wenigstens die Herzen die es redlich meinen zusamen halten. In den nächsten Tagen schreibe ich Euch viel, und ausführlich über Viel und Mancherley Heute habe ich schon einliegende Briefe unter heftige Kopfweh und Husten geschrieben, und kann nun fast nicht mehr. Verzeiht mir daher meine Lieben den ungenügenden Brief nach so langen Schweigen — Ach am Ende ist es das Beste zu schweigen wenn man nichts Gutes zu sagen hat. Wie es mit Maxens Verhältnisse[n] steht wird er Euch wohl geschrieben haben? — Mir steht daher in Aussicht diesen Winter entweder, mein Logie ganz an die Kinder abzutreten und eine möblierte Stube zu miethen, oder mit ihnen zusamen in der engen Wohnung auch noch ein kleines unruhiges Wesen zu erwarten. — Ach, erst jetzt fühle ich welche Ansprüche man in späteren Jahren an Ruhe macht. Nun, ich denke einmal kömt die auch.

Gott sey mit Euch Ihr Lieben. Kömt Niemand von Euch hieher??? StetsEureWeber

Wäre also Lichtenstein vereisst dann lieber Jähns geben Sie einliegenden Brief an Herrn Schlesinger, und zeigen ihm das Privilegium. So wie Lichtenstein zurück ist wird er dann so gut sein ihm die Partituren* zu übergeben.

Editorial

Summary

hat durch die Güte des Königs das Privilegium bekommen und bittet Jähns, Lichtenstein davon zu informieren; der 2. August ist der letzte Tag, an dem das Privilegium ankommen muss; lebt seit 3 Wochen in Pillnitz und ist froh, dass sich das Verhältnis zwischen J. und Max wieder normalisiert habe

Incipit

Kurz vor Thorschluss habe ich noch durch die

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler; Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. App. 2097, 115

    Physical Description

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 115 des Konvoluts)
    • 3 S.
    • am Kopf die Notiz: “Empfangen in Pillnitz | den 23. Juli. 48. | Nachdem der Brief zu Anfang Juli nicht an mich abgegangen war.”

Text Constitution

  • “welchen”sic!

Commentary

  • “… wohne, mittheilen konnte, das Privilegium”Zu der von Schlesinger erbetenen zeitlichen Ausdehnung seiner Druck-Privilegien auf Webers Opern vgl. u. a. Caroline von Webers Brief an Giacomo Meyerbeer von Anfang 1847 sowie die Notizen in der AmZ, Jg. 50, Nr. 32 (9. August 1848), Sp. 526 und Nr. 36 (6. September 1848), Sp. 591.
  • “… gut sein ihm die Partituren”In Dresden abgeschriebene Partituren von Webers Opern.

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