Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Darmstadt, Montag, 22. August 1825 (Nr. 17)

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Mein über alles geliebtes Leben! um ½ 3 Uhr bin ich hier glüklich angekommen, wohne bei Webers in einem herrlichen Hause, habe zu Mittag gemamfelt, und eile nun mit dir zu plaudern, damit du nicht zu lange ohne Nachricht von mir bist, da ohnedieß ich den Sonntags Posttag von Ems aus nicht mehr halten konnte.      d: 18t in Ems erhielt ich deinen lieben No: 12. der mich aber eigentlich betrübte. ich weiß nicht, es kam mir vor als sähe ich ihm einen gewißen Zwang an, nicht traurig zu erscheinen, oder was es immer sey, kurz ich fand meine fröhliche Mukkin, über deren rükgekehrte Heiterkeit ich mich so glüklich fühlte gar nicht darin. Meine Stimmung kann ich auch nicht hineingelesen haben, denn ich war in der Aussicht aufs Abreisen fröhlich und guter Dinge. also — doch Puntum! . ! Vielleicht sieht der Brief der in Frankfurt auf mich wartet ganz anders aus. leider bekomme ich ihn erst Uebermorgen. ich fand hier einen Brief von Guhr, wo er mir anzeigt, daß sie Mittwochs gar nicht spielen, Donnerstag aber die Euryanthe sein wird.      Da kann ich ihnen nun die Freude nicht verderben und muß den Tag noch zugeben. In Ems habe ich die lezten Tage noch recht herhalten müßen, und noch den lezten Abend bei der Kronprinzeßin gespielt.      d: 20t früh ½ 7 Uhr fuhr ich ab, mit der besten Hoffnung für meine Gesundheit, und heiteren Gemüth.      Mittags in Boppart holte mich die Helmkesche Familie aus Hanover ein. wir fuhren zusammen nach St. Goar, am Rhein, bestiegen die Rheinfels Burg, d: 21t am Rhein herauf, bei Bingen über den Rhein, von Rüdesheim über den Niederwald, und dann in der göttlichsten Abendbeleuchtung über Johannisberg, Biberich pp nach Wisbaden. während die Andern auf den Ball giengen, suchte ich die Schoppenhauer auf, die dich 1000mal grüßt, und gieng dann sehr ermüdet zu Bettel.      Heute früh 6 Uhr nun kutschte ich nach Mainz nachdem ich mich von meinen angenehmen Reisegefährten trennte, sprach mit Schott ohne etwas zu Stande zu bringen*, und fuhr dann ununterbrochen bis hieher den häßlichen Weg*, der recht abstach gegen die herrlichen Rhein Ufer. Morgen werde ich nun dem Großherzog pp Visiten machen, und Uebermorgen nach Frankfurt fahren, Donnerstag da bleiben, und den Freytag weiter, Gottlob immer näher meiner guten alten Mukkin, und den lieben Buben.

Und nun für heute ade, mein geliebtes Leben. bin kreuzwohlauf, aber ein bißel müde, hab ’nen Bart wie ein Mauschel , der muß noch herunter, und das Briefel auf die Post. Gott segne Euch + + +, auf baldiges fröhliches Wiedersehen. Ewig in treuster Liebe dein alter Mops, Carl.

Gottfried findet meine Stimme, und Aussehen sehr gut.

[im Kußsymbol:] Millionen
Bußen.

Editorial

Summary

ist inzwischen zu Gast bei Webers in Darmstadt, fand dort Brief von Guhr vor, der ihm die Aufführung der Euryanthe in Frankfurt anzeigt, er wird nun einen Tag zugeben, um Guhr nicht zu enttäuschen, und die Aufführung anhören; berichtet über Erlebnisse auf seiner bisherigen Reise, richtet Grüße von Mad. Schopenhauer (Wiesbaden) aus, Gespräch mit Schott in Mainz habe nichts gebracht; nach dem Opernbesuch reise er in großer Vorfreude ohne Unterbrechung heimwärts

Incipit

um ½ 3 Uhr bin ich hier glüklich angekommen

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 199

    Physical Description

    • 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.)
    • ursprünglich 1 DBl., Bl.2 bis auf 1 cm. Rand abgeschnitten

    Provenance

    • Weber-Familiennachlass

    Corresponding sources

    • Joachim Veit, Eveline Bartlitz und Dagmar Beck (Hg.), “...die Hoffnung muß das Beste thun.” Die Emser Briefe Carl Maria von Webers an seine Frau, München 2003, S. 109f. (mit Faks.)

Thematic Commentaries

    Commentary

    • “… etwas zu Stande zu bringen”Zu möglichen Verhandlungspunkten zwischen Weber und dem Verlag vgl. u. a. Gottfried Webers Brief an den Verlag vom 14. Juli 1825. Schott zeigte immerhin Interesse, wie C. M. von Webers Brief an den Verlag vom 4. September 1825 beweist.
    • “… bis hieher den häßlichen Weg”Laut Tagebuch über Oppenheim.

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