Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
London, Freitag, 5. Mai 1826 (Nr. 25)

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A

Madame

Madame la Baronne de Weber.

a

Dresde.

en Saxe*.

Guten Morgen mein geliebtes Leben. das wird heute nur ein kurzes Briefel geben, die Konzert Anstalten fangen schon an mich in Bewegung zu setzen, und obwohl Smart fast alles mögliche besorgt und thut, so bleibt mir doch genug Plage übrig, besonders mit Einladen der Sänger pp      Ach Gott, ich bin das gar nicht mehr gewohnt, bin viel zu faul, und es wird mir unglaublich sauer etwas für mich zu thun. Es geht aber nun einmal nicht anders, und es ist ja wohl das leztemal daß ich Concert gebe*.

So eben komt dein lieber No: 14, /: muß heißen 17 :/ ohne Datum, dem Inhalte nach aber vom 25t Maxens Geburtstag.      Ja wohl waren den ganzen Tag meine Gedanken bei Euch, wie sie es wohl immer sind, und ich sah im Geiste alle die Geschenke ankommen, und die Kinder Gesellschaft beisammen. Gottlob daß meine Alte sich auch so vergnügt unter ihnen herumtummelt, und der große Stein vom Herzen ist. die Freude scheint aber auch schon fast verraucht zu sein, du schreibst mir nichts von Fürstenaus Briefen an Roth, dich und Böttger. sollten die so verspätet sein?      die arme Devrient dauert mich, aber es ist alles ihr eigen Werk, und so wird sie zu Grunde gehen.

Bist ja ein rechter Held. bravo! Wohl dir daß deine Nerven beßer sind, ich wollte ich könnte daßelbe sagen. ich bin sehr erregbar. In Hosterwitz wird sich das alles beruhigen, und die derbe heitere Mukkin wird den armen Invaliden so erheitern, daß er auch wieder jung wird.

Nein was ich heute ewig gestört werde, das ist zu toll. Einen Brief habe ich aber erhalten das räthst du gewiß nicht von wem, obwohl es dir nahe genug liegt. — von Bruder Louis aus Mannheim. er empfhiehlt mir einen jungen Ladenschwengel von dort, der hier Geschäfte hatte, und in einigen Tagen wieder nach Hause reißt.

Ach gute Mukkin, wenn du es in Hosterw: so kalt hast wie wir in London, so beklage ich dich. Gestern Schneite es. die Engländer errinnern sich keines so kalten Frühjahrs. das geschieht alles mir zu ehren, weil ich die Wärme so gut brauchen könnte.

Ach liebes Herz was irrst du dich wenn du glaubst ich werde vielerley mitbringen. erstlich ist es schon mit dem herumschnuffeln nichts, denn in dieser Kälte fahre ich nur. 2t ist hier nichts beßer als bei uns und alles 4 mal so theuer.      ich habe bis jezt außer den Halstüchern gar nichts gekauft, und du wirst mich in denselben alten Rökken, pp sehen, wie ich gieng.      Die Ursache ist die, daß die Kaufleute in London entsezliche Abgaben geben müßen, und auch große Kosten für ihre Gewölbe pp haben.      da nun aber die Regierung den Handel sehr beschützt, so ist alles was außer Landes geht von diesen Abgaben frey, ja bei bedeutender Ausfuhr werden noch Prämien gegeben. Daher ist die englische Waare so spottwohlfeil bei uns.      Was tragen hier die vornehmsten Leute für grobe Tücher, und wie wenig Eleganz ist überhaupt im Anzuge.      Ach nein, was ich nicht bringen muß, bringe ich nicht, und in dieser Hinsicht wird meine Rükkunft gar nichts amusantes | zu schnuffeln geben.      Also Tücher für die Fräuleins? böse Kommißion deine müßen doch beßer sein, und das giebt dann gleich schiefe Gesichter! ich wollte du studirtest was anderes aus.       Gott was soll ich alles für Tropfen und Eßig pp mitbringen. Glaubt ihr Leute denn es ist ein Spaß solche zerbrechliche Fläschchen ein paar 100 Meilen über Meer und Land zu transportiren?      Alles übrige sende ich allerdings über Hamburg in einer Kiste.      Sie soll aber nicht darin kramen Madam, bis der Herr dabey ist, und jedem sein Theil giebt.       Futter für den ganzen Sommer ist gekauft. Ey, Ey, das wäre viel. da geht freylich viel Geld drauf, und am Ende macht der H: Finanz Minister noch Schulden, oder pfeifft die Kaße an. Nun, ich bin übrigens ganz ruhig. was sein muß, muß sein.

Gott segne Euch ihr Lieben + + + bleibt alle Gesund und brav, und behaltet lieb, Euren alten treuen, Euch über alles in der Welt liebenden Vater Carl.

Die herzlichsten Grüße an meinen guten guten Roth.

Editorial

Summary

Kommentar zum Lagebericht Carolines; tröstet sie, dass er nicht viele Mitbringsel besorgen könne (schlechtes Wetter, teures und wenig verlockendes Warenangebot); private Geschäftsdinge

Incipit

Guten Morgen mein geliebtes Leben. das wird heute nur

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Brief in zwei Teilen
  • 1. Fragment: Umschlagblatt
    Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. II A a 3, 21

    Physical Description

    • 1 Bl. (1 b. S.)
    • Echtheitsbestätigung am unteren Rand der Rectoseite von F. W. Jähns: “Handschrift C.M.v. Weber’s. | Aus seinen letzten Lebenstagen. | Von einem Briefe aus London 1826.”
    • PSt: Rundst.: F 26 | 3 8
  • 2. Fragment: Brieftext
    Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 232

    Physical Description

    • urspr. 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)
    • Bl. 2 bis auf 2 cm Rand abgeschnitten
    • Siegel
    • Zusatz am unteren linken Rand von Bl. 1r von fremder Hand: “Lourtanell
    • Blaustiftmarkierungen von Max Maria von Weber

    Provenance

    • Weber-Familiennachlass

    Corresponding sources

    • Reise-Briefe 1823/26, S. 185–187

Thematic Commentaries

Text Constitution

  • “… Nein”unsichere Lesung, auch „Nun“ denkbar
  • “empfhiehlt”sic!

Commentary

  • “… en Saxe”Vgl. Quellenbeschreibung.
  • “… leztemal daß ich Concert gebe”Zum Konzert am 26. Mai 1826 vgl. den entsprechenden Tagebucheintrag sowie den Brief an die Ehefrau vom 29. Mai 1826 inkl. Kommentar. Zum Programm und den beteiligten Künstlern vgl. die Konzertanzeige vom 23. Mai.
  • 17recte “19”.

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