Caroline von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Oktober 1851

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Mein Theurer Freund!

Die sorgsame Pflege welche mich umgiebt hat mir zwar das Sprechen, und Schreiben untersagt um jede Aufregung zu vermeiden, aber ich kann mir es doch nicht versagen dir mein Theurer Freund für die langjährige treue Freundschaft, für all das gute was du meinem Max erzeigt, noch ein Wort der Liebe und des Dankes zuzurufen und dich zu bitten du mögtest wie bisher dem Sohn deines Freundes ein väterlicher Berather und Freund bleiben, und mir ein freundliches Andenken in deinem Herzen bewahren. Ich fühle wohl daß, wenn auch villeicht für jetzt der beängstigente Anfall nicht das Ende des Lebens herbey führt, doch an eine Herstellung der Gesundheit nicht mehr zu denken ist. Dieses Herzübel hat sich durch jahrelanges Leiden vorbereitet und es überrascht mich nicht es nun sich so ernst entwikeln zu sehen. Glaube auch nicht mein lieber Freund daß mir der Gedanke an das Aufhören der irdischen Laufbahn etwas trauriges hat. Ich gehe dem letzten Ziele völlig vorbereitet und ruhig entgegen. Aus den Armen eines guten liebenden Sohnes hinüber wo mich wieder zwey liebende Herzen erwarten. – Ich habe mit Jähns noch Manches besprochen was zu weitläuftig wird zu schreiben und was mir doch sehr am Herzen liegt. Max ist für alles was nur den Anschein eines unnobeln Geschäfts hat nicht zu brauchen denn der würde ehr alles verlieren als Meyerbeer veranlaßen sein Wort zu halten. Max hat aber drey Kinder und durch seine Reisen, durch seine Einrichtung, und das Fallen der Ostreichischen Papiere viel von seinem kleinen Vermögen verloren. Darum kann ich es nicht zugeben die ganze Opernangelegenheit so aufzugeben. Es wird ja das letzte sein was ich für die Kinder thun kann wenn ich diese Angelegenheit noch ordne. Sollte aber der Himmel über mich verfügen ehe ich dieses kann, dann geliebter Freund tritt du an meine Stelle laß dir vom Max den von Meyerbeer ausgestellten Revers schicken und veranlaße ihn sein Wort einzulösen. Es ist das Erbtheil meiner Enkel was du von dem reichen Manne zu fordern hast und er müßte sich vor der Welt schämen wollte er es ihnen verkürzen.

Indem ich dir nun noch diese meine letzte Sorge ans Herz gelegt, umarme ich dich und grüße recht von Herzen und mit dankbarer Liebe Stets deine Weberin

grüße herzlich all die deinen

Apparat

Zusammenfassung

sie fühlt durch ein Herzübel ihr Ende nahen u. legt Lichtenstein mit ihrem Dank nochmals die Sorge für die Kinder nahe, insbesondere hinsichtlich der Meyerbeerschen Fertigstellung der Pintos; bittet ihn, für diesen Erbteil seiner Kinder zu sorgen

Incipit

Die sorgsame Pflege welche mich umgiebt hat mir zwar

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
    Signatur: PB 36

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Herbst, Hartmut, Max Maria von Weber, Düsseldorf 2000, S. 166f.

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