Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Dresden, zwischen Mittwoch, 26. April und Samstag, 20. Mai 1837

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Theuren lieben Freunde!

So sehr ich mir es auch vornehme nicht um meine gute Ida in Sorge zu sein, so oft ich mir es auch vorsage dass es ja ein gutes Zeichen ist, dass ich noch nicht wieder eine Nachricht von Euch habe; so oft beschleicht mich doch auch wieder ein ängstliches Gefühl und ich kann mir es nicht versagen Euch daran zu erinnern, dass in Dresden eine Frau lebt, der 10 Tage Ungewissheit über das Ergehen eines geliebten Wesens, wie eine Ewigkeit vorkomen –. Ich bitte Sie daher mein guter Jähns, schreiben Sie mir, wenn es an der Zeit fehlt, nur mit ein paar Worten wie es Ihrer Frau geht, und küssen Sie Mutter und Kind 1000mal in meinen Namen.

Uiber unser kleines Verlegergeschäft muss ich Ihnen nur auch in Eile sagen, dass es damit einen Krebsgang geht, und dass der Bettelmann das Brot aus dem Sacke verliert. Der junge Schlesinger aus Paris war hier*, und legte im Namen Meyerbeers völlig Beschlag auf die noch ungestochenen Sachen von Weber. Meyerbeer ist nehmlich in grosser Verlegenheit wie er das noch fehlende ergänzen soll*, und Schlesinger der vor seinen Bruder von den Sachen gehört hatte, glaubt einen grossen Fang für Meyerbeer gemacht zu haben. Ich bin es nun zwar fest überzeugt dass er von Allen nichts wird brauchen können, aber man muss ihm seinen Willen thun und ihn die Sachen schicken. Ich bitte Sie daher lieber Freund, alles zusammen zu packen*, und es unter der Adresse des Herrn Meyerbeer den Schlesinger in Berlin zu übergeben welcher es dann seinen Bruder nach Paris senden wird. Doch ersuche ich Sie ein Verzeichniss der Sachen zu behalten.

Der 25. April war ein recht feierlicher Tag für uns alle*, und vielleicht habt Ihr Lieben unserer auch ein wenig gedacht. Wollte Gott der kleine, noch namenlose Junge, wäre auch schon so weit wie mein guter Max, dann hättet Ihr schon viel Sorgen hinter Euch. Doch die Sorgen sind ja mit den Freuden so innig verwachsen, dass wir die einen nicht wegwünschen können ohne die andern zu entbehren; darum nur mit heitern Blick in die Zukunft gesehen, alles gethan was wir können um gute brave Menschen aus den Kindern zu machen, und das Uibrige Gott überlassen.

Wie freue ich mich darauf wenn ich die ersten Zeilen wieder werde von meiner guten Ida erhalten! Nun, ich hoffe, wenn alles gut geht, kann das bald geschehen. Die Leinwand ist nun auch endlich fertig und ich warte nur auf Gelegenheit das Paquet Euch zuzusenden. Vielleicht wisst Ihr einen Bekannten der durch Dresden reisst und es mitnehmen kann, wo nicht, so sende ich es durch die Post.

Nun liebe Kinder lasst Euch herzlich umarmen und nochmals bitten Ihr mögtet Mutter Weber nicht vergessen. Mit inniger herzlicher Liebe gedenkt sie Eurer.Caroline v. Weber

Bitte guter Jähns geben Sie das Paquet bald an Schlesinger ab, und sagen Sie ihm, sein Bruder habe mir die Erlaubniss gegeben seine Güte deshalb in Anspruch zu nehmen — .

Apparat

Zusammenfassung

hat 10 Tage nichts von ihnen gehört; teilt mit, dass M. Schlesinger aus Paris da war und sagte, dass Meyerbeer sehr interessiert an den ungestochenen Sachen Webers sei; sie glaubt zwar, dass er davon nichts wird gebrauchen können, bittet aber Jähns ihm die Manuskripte zu schicken bzw. Schlesinger zu übergeben, der sie dann nach Paris spedieren wird; er soll aber ein Verzeichnis der Sachen behalten; berichtet über den 25. April (Maxens Geburtstag und Firmung)

Incipit

So sehr ich mir es auch vornehme

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 22

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 23 des Konvoluts)
    • 3 S.

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Weberiana 27 (2017), S. 59 (Auszug)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Schlesinger aus Paris war hier“Zu Maurice Schlesingers Besuch in Dresden im April 1837 vgl. auch Winklers Brief an Meyerbeer vom 28. April 1837.
    • „… das noch fehlende ergänzen soll“Bezieht sich auf Meyerbeers Vervollständigung von Webers Opernfragment Die Drei Pintos.
    • „… , alles zusammen zu packen“Demnach waren zu dieser Zeit einige Manuskripte aus dem Weber’schen Nachlass bei Jähns deponiert, vermutlich die Autographe jener Werke, die Jähns in naher Zukunft im Druck herausgeben wollte.
    • „… feierlicher Tag für uns alle“Geburtstag und Konfirmation von Max Maria von Weber.

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