Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Loschwitz, Freitag, 1. September 1837

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Sr. Wohlgeboren

Herrn F. W. Jähns

Tonkünstler

in

Berlin.

Hierzu ein Packet in Lein-

wand, gezeichnet mit

H. F. W. No. 3.

franco

Meine lieben Kinder!

Ihr letzter ganz Cholera voller Brief* guter Jähns hat mir rechte grosse Sorge gemacht, denn der Gedanke, das mein, ohnehin an der Einbildung leidender Sohn, gewiss jedes unbedeutende Leibweh für Vorboten des bösen Gastes halten wird, ängstigt mich mehr als die Furcht vor der Krankheit selbst. Nicht wahr gute Ida ich habe Recht? nicht wahr der Mann muss Schelte haben? Dass die Sache schlimm, recht schlimm ist, glaube ich wohl, aber mit grosser Angst macht man sie gewiss noch schlimmer. Lasst uns auf Gott vertraun! nichts thun was das Uebel herbey führen kann, aber auch keine zu grosse Veränderung in der Lebensweise vornehmen, dass denke ich ist das Dienlichste. Wir sind hier Gott lob! noch ganz verschont von dem Uebel, und hoffen der böse Gast werde unser freudliches Elbthal auch diesmal nicht betreten, wenigstens wünschen wir uns seine Gegenwarth nicht. Max ist noch im Gebirge, und ich erwarte ihn erst in ein paar Tagen wo er sodan auf Ihre freundlichen Mittheilungen antworten mag. Was mir Lichtenstein über seine Verhandlungen mit Meyerbeer, wegen der Oper schrieb, hat mich sehr gefreut. Ich habe mir es aber auch gleich gedacht dass ein Mann wie er, der Sache gleich ein anderes Ansehen geben wird. Die Entwürfe zum Oberon, zur Euryanthe und zu den Pintos sende ich Ihnen guter Jähns, wohl wissend dass sie in den besten treusten Händen sind. Lichtensteins Idee, eine Art Partitur fertigen zu lassen ist sehr gut, denn das erleichtert dem Meyerbeer die Uebersicht. Dass Sie sich aber selbst damit befassen wollen kann ich wohl bey Ihrer gemessenen Zeit nicht annehmen, es findet sich wohl dazu eine treue Seele. Haltet Euch nur tapfer meine Lieben und schreibt mir jetzt oft, denn Ihr könnt wohl denken dass wir um Euch und um Lichtensteins in der grössten Unruh sind. Es brauchen ja nur ein paar Worte zu sein dass wir nur wissen dass Alle wohl sind. Küsst den kleinen Max recht herzlich von mir, und grüsst Eure ganze Familie. Ihre Entschuldigung an Rothe werde ich ausrichten, obgleich ich glaube dass Sie bey ihm nicht nöthig sind. Montag den 4. ziehen wir in die Stadt. Wird es bey Euch mit der Cholera zu arg, so komt zu uns, das kleine Häuschen in Loschwitz kann Euch aufnehmen, bis in Berlin alles wieder vorbey ist.

Gott schütze und behüthe Euch Ihr Lieben! Gedenkt unserer, und schreibt recht recht bald. Eure treue Mutter
C. v. Weber.

Apparat

Zusammenfassung

hat Nachricht von Lichtenstein, dass er mit Meyerbeer über die Oper gesprochen hat; schickt ihm die Entwürfe zu Oberon, Euryanthe und den Pintos; Lichtensteins Vorschlag eine Art Partitur anfertigen zu lassen von den Entwürfen findet sie sehr gut; möchte ihm die Arbeit aber nicht zumuten

Incipit

Ihr letzter ganz Cholera voller Brief

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 25

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 26 des Konvoluts)
    • 2 S.

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Weberiana 27 (2017), S. 61 (Auszug)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… letzter ganz Cholera voller Brief“1837 erlebte Berlin zum drittenmal (nach 1831 und 1832) eine Cholera-Epedemie.

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