Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Samstag, 7. April 1838

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Schon wieder ein Brief aus Dresden! werdet ihr voll Ungeduld sagen lieben Kinder. Aber diesmal nur ein paar Worte um nicht zu viel auf Eure Güte hin zu sündigen. Soeben war Hofrath Winkler hier um mir eine Stelle aus Meyerbeers Brief mitzutheilen in welcher er angelegendlich wünscht, dass doch ja in Berlin Niemand eine Note von den Pintos mögte zu Ohren bekomen, und in welchen er anfragt ob die Entwürfe zur Oper denn auch gewiss wieder in meinen Händen wären — Was diese ängstliche Anfrage bedeutet, kann ich nicht erklären, nur veranlasst sie mich Sie lieber Freund, zu bitten, gegen keinen Menschen zu erwähnen dass Sie dieselben noch besitzen noch viel weniger dass eine Abschrift der Partitur in Ihren Händen ist. Meyerbeer, ist wie er mir sagte schon mit dem ersten Act beinah fertig*, und ich fürchte wir würden ihm die ganze Arbeit verleiden wollten wir der Grille, dass Niemand vorher etwas von der Oper hören soll nicht nachgeben. Also, Vorsicht lieber Freund, sonst geht alles wieder den Krebsgang, und das wäre doch warlich ein grosser Schaden für uns. Winkler wollte, um Meyerbeer sicher zu stellen, die Entwürfe, unter Siegel an sich nehmen, und ich musste ihm leider gestehen dass sie noch in Berlin, aber in den sichersten Händen wären. Bitte, lieber Jähns, schicken Sie sie mir bey Gelegenheit, oder geben sie an Lichtenstein, damit Sie, der Wahrheit gemäss, versichern können dass Sie sie nicht mehr haben – Ich weiss nicht warum mich die peinlich, ängstliche, Anfrage Meyerbeers so in Sorge setzt, aber ich glaube dass auf Ihre Vorsicht lieber Jähns, jetzt viel ankömmt. Mit meiner Gesundheit geht es seit einigen Tagen wieder gar nicht recht gut, und ich muss wieder die Stube hüthen. Hoffendlich geht es bey Euch besser, und ich bekome bald erfreuliche Nachrichten.

Gott sey mit Euch lieben Kinder. Mit herzliche Liebe umarmt Euch Eure
Caroline v. Weber

Apparat

Zusammenfassung

berichtet vom Besuch Winklers, der ihr eine Stelle aus Meyerbeers Brief vorgelesen hat, in der er dringend darum bittet, dass keine Note aus den Pintos in Berlin gespielt werden solle, und fragt, ob Caroline die Entwürfe zurück erhalten hat; Jähns hat sie aber noch, und sie beschwört ihn, ja niemandem davon zu sagen; Winkler wollte die Entwürfe unter Siegel an sich nehmen, aber sie musste ihm gestehen, dass sie noch in Berlin sind; sie bittet nun J., sie ihr zurückzuschicken oder Lichtenstein zu geben, damit sie Winkler beruhigen kann

Incipit

Schon wieder ein Brief aus Dresden!

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 36

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 36 des Konvoluts)
    • 2 S.
    • auf S. 1 Vermerk „Empfangen den 9. April. 38.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Weberiana 27 (2017), S. 68 (Auszug)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… dem ersten Act beinah fertig“Das Gespräch mit Meyerbeer dürfte während seines Dresden-Aufenthalts im März stattgefunden haben, auch wenn er in diesen Tagen in seinem Tagebuch kein Treffen mit der Witwe vermerkte. Für eine derart frühe intensive Beschäftigung Meyerbeers mit der Komplettierung finden sich allerdings sonst keine Hinweise; seine Hauptarbeitszeit an den Pintos fällt in die Jahre 1846/47.

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