Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Berlin, Freitag, 23. Dezember 1825 (Folge 2, Nr. 7)

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An die

Freyfrau, Carolina von Weber

Hochwohlgebohren

Dresden.

Via Leipzig.

Deinen lieben Brief No: 6 vom 18t erhielt ich erst Gestern, und war schon recht besorgt, da er eigentlich hätte einen Tag früher kommen müßen. Desto froher war ich zu hören daß Ihr Alle recht wohl seid, und daß meine Mukkin sogar recht heiter zu sein schien als sie das liebe Briefel schrieb.      Heute ist also der glükliche Tag an welchem du lieber Vater pp* ich hätte dir eigentlich erst Morgen schreiben sollen, da aber heute mein gewöhnlicher Posttag ist, so habe ich dir nicht einen Tag lang Angst machen wollen, wenn ein Brief von mir ausbliebe.      Es verspricht alles den glänzendsten Erfolg, wenn keine Störung vorfällt.      d: 19t schrieb ich dir von der SaalProbe*. Mittag war ich bei Beers wo Wilhelms Geburtstag gefeiert wurde. Dann im Königsst. Th: Die Stikker Mamsells. wo ich herzlich gelacht habe.

d: 20t GeneralP: im Opernhause.      Dann erhielt ich Briefe von Kemble und Smart die mir die Direktion der Oratorien im Februar anbieten gegen 220 £ Sterling. circa 1500 rh: aber da müßte ich schon den 1t Februar in London sein.      Das geht nicht. — Abends auf der SingAkademieT, im Concert von Wauer*, und Liedertafel*.

d: 21t GeneralPr: ging vortrefflich so daß die Oper recht gut schon Gestern hätte sein können. wie oft dachte ich an dich wenn du die Oper auch so mit diesen Maßen und großartigen Arrangementes sehen könntest. — Mittag bei Pölchau mit Wollank und Lichtenstein.      Abends der alte Feldherr von Holtey im Königst: Th: ein Stük das mich zu Thränen rührte.      Gestern nun endlich die lezte GeneralP: die sehr gut gieng, und wo nur gerade so viel Fehler vorfielen als nöthig sind die Leute aufmerksam zu erhalten.      Gottlob daß dieses Proben wesen überstanden ist. — — — Nun muß ich nur noch den KlavierAuszug von dem neuen Balletstük machen*.

Aus dem gewißen Hundegebell mache ich mir wahrlich nichts. ich gehe ruhig meinen Gang.      Wegen dem 3t Akt ängstige dich nur nicht, es wird schon werden.      Ueber die süße Männe* habe ich herzlich lachen müßen. Hier haben sie mich in Perlen gestrikt, und in Braunschweig auf Pfeiffenköpfe ziemlich ähnlich gemahlt.      Weder Hohenthal noch Lüttichaus konnten das mitnehmen was ich selber bringe, denn ich bekam es nicht.      Den heiligen Abend werde ich bei Mutter Beer sein*. Punkt 6 Uhr denke ich gewiß an Euch. ein Geschäft das ich ohnedieß immer fort betreibe. all mein Wirken, Streben, Arbeiten, alle meine Freude ist nur in Euch, für Euch.      bis zum 3t Feyertag habt ihr die Lotterie verschoben?      hofftest wohl dunkel, ich könnte dann wieder da sein? ach nein, geliebte Mukkin, aber bald, bald hoffe ich darauf.

     Nun ade für heute. Gott segne Euch alle Mutter und Buben + + + In treuster Liebe dein
Carl.

1000 Grüße von Allen hier.

Apparat

Zusammenfassung

berichtet von den erfolgreich verlaufenen Euryanthe-Generalproben, von Einladungen bei Freunden, Besuchen im Königsstädtischen Theater und dass er Heiligabend bei Mutter Beer verbringen wird

Incipit

Deinen lieben Brief No. 6 vom 18t erhielt

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 205

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelloch
    • PSt: BERLIN | 23. DEC
    • Randmarkierungen (Rötel) von Max Maria von Weber

    Provenienz

    • Weber-Familiennachlass

Textkonstitution

  • nun„die“ überschrieben mit „nun
  • es„er“ überschrieben mit „es
  • ihr„die“ überschrieben mit „ihr

Einzelstellenerläuterung

  • „… welchem du lieber Vater pp“In Ifflands Spieler, Szene I/13, heißt es: „Heute ist der glückliche Tag, wo du, lieber Vater, geboren bist.“
  • „… ich dir von der SaalProbe“Laut Tagebuch Generalprobe.
  • „… , im Concert von Wauer“Zu Wauers Musikalisch-deklamatorischer Abendunterhaltung vgl. AmZ, Jg. 28, Nr. 2 (11. Januar 1826), Sp. 27f.
  • „… von Wauer , und Liedertafel“Zum Protokoll der Liedertafel vgl. Chronik 1825 .
  • „… dem neuen Ballet stük machen“Der Klavierauszug des für die Berliner Erstaufführung der Euryanthe nachkomponierten Pas de cinq wurde von Schlesinger in Berlin verlegt (VN: 1355, erschienen ca. Februar 1826).
  • „… werden. Ueber die süße Männe“Vermutlich ein Weber-Bildnis aus Zuckerwerk.
  • gestriktrecte „gestickt“.
  • „… ich bei Mutter Beer sein“In der Beer’schen Villa im Tiergarten.

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