Carl Maria von Weber an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien
Dresden, Samstag, 7. Mai 1825

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Dem K: K: wirklichen Hofrathe,

Vice Director der K: K: Hoftheater pp

Edlen von Mosel

Hochwohlgebohren

zu

Wien.

Mein herzlich verehrter Freund!

In allen unsren Begegnungen im Leben, habe ich mich immer, — und zwar mit Recht und Freuden, — als den Ihnen, zu Dank Verpflichteten zu betrachten gehabt; Heute mein theurer Freund hoffe ich aber Sie mir zu verbinden indem ich mir die Ehre gebe bei Ihnen meinen hochverehrten Cheff, den Königl: GeneralDirector der Kapelle und beider Theater, den Herrn Kammerherrn von Lüttichau einzuführen.      Wenn ich Ihnen, dem wohlerfahrnen Steuermann auf den Kunst und Theater Meeren, sage, daß H: v: Lüttichau durch das besondere Vertrauen des Königs von einem mit voller Achtung bekleideten Posten /: Oberforstmeister :/ zu dem ihm gänzlich fremden Theater Wesen berufen, in kurzer Zeit durch Haltung Einsicht, ernst milde Festigkeit und jenes gewiße Etwas das sich beßer fühlen als beschreiben läßt, unser Aller Liebe und Verehrung Sich in hohem Grade erworben hat, und der Kunst und ihren Dienern die erfreulichsten Aussichten eröffnet, — so werden Sie, gerade Sie, am besten wißen, daß ich damit recht viel ausgesprochen habe.

Hr: v. Lüttichau macht in Begleitung des Hofrath Dr: Tieck, — ein Name der nur genannt zu werden braucht — den vorzüglichsten Theatern Deutschlands einen Besuch.      Helfen Sie durch Ihre Güte Zeit gewinnen, und im rechten Lichte sehn., denn Wien ist wohl mitunter wie man zu sagen pflegt, ein Blender!.

Tausend Dank für die lieben Blätter die mir zuweilen von Ihnen zukommen. Ihre Theilnahme ist mir wirklich erhebend, und noch viel höheren Dank aber müßte ich Ihnen zollen wenn Sie zuweilen mit mir zankten, tadelten, ausstellten pp Wo ist Etwas das nicht noch gerechten Grund zum Tadel gäbe?, und nun gar meine Versuche. —

Mit meiner Gesundheit ist es nicht sonderlich. besonders lastet eine gewaltige Hypochondrie auf mir. ich arbeite deßhalb auch fast gar nicht. Meine Reise nach London wird sich bis zu künftigem Winter verschieben.      das Buch des Oberon ist schön. wunderlicher Schnitt, aber nun eben für England berechnet, dabey voll wirklich poetischen Lebens, also laße ich die Form gewähren da sie doch einmal eine ist. |

Wie es in Wien mit der Oper stehen wird, gehört wahrlich zu den fabelhaften Dingen*. man muß es geduldig mit ansehn, und wer kann es? und wie eint sich dieser Wiederspruch? Wie immer im Untergang der Beßeren, wenn gleich nicht des Besten, nehmlich das Werk bleibt, ist es darnach, während der Schöpfer auf jeden Fall die Ehre hat sich ins Grab zu grämen. —

Frau und Kinder sind wohl. laßen Sie mich daßelbe von den theuren Ihrigen die ich herzlichst begrüße hoffen. In alter treuer Achtung und Liebe Ihr Weber

Apparat

Zusammenfassung

„Empfehlungsschreiben“ für von Lüttichau, der mit Tieck auf seiner Studienreise auch nach Wien kommt; Klage über Krankheit, die ihn vom Arbeiten abhalte; die Reise nach London ist auf den Winter verschoben; äußert sich positiv über das „wunderliche“ Oberon-Textbuch; über „die Oper“ in Wien

Incipit

In allen unsren Begegnungen im Leben

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Österreichische Nationalbibliothek, Handschriften- u. Inkunabelabtlg. (A-Wn)
    Signatur: Autogr. 7/124-19

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegeleinriss
    • über der Beschriftung der Adressenseite von Mosel Brieffolge als „No 13“ notiert (Tinte), ebenso auf Bl. 1r rechts oben: 13.

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Schmid, Anton: „Briefe von Carl Maria von Weber ... an Franz Edlen von Mosel“ in: WAMZ 6 (1846), S. 497

    Einzelstellenerläuterung

    • „… wahrlich zu den fabelhaften Dingen“Barbajas Pachtvertrag für das Kärntnertortheater lief zur Karwoche 1825 aus; bis Ende Juli spielte dort das Ensemble des Josephstädter Theaters. Der Spielbetrieb der Hofoper blieb für ein volles Jahr ausgesetzt.

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