Carl Graf von Brühl an Friedrich Wilhelm III., König von Preußen
Berlin, Dienstag, 30. September 1823

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Zufolge der mir von Ew. Königlichen Majestät gewordenen, mündlichen Aeusserung, daß die neue von dem General-Musik-Director Spontini zu componirende Oper, welche jetzt zur Vermählungsfeierlichkeit Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen nicht beendet werden kann, zur ersten Carnevals-Oper aufgehoben werden soll, wird es, wie ich gleichfalls Ew. Königlichen Majestät mündlich habe vorgetragen, unerläßlich, zu den Vermählungsfeierlichkeiten irgend eine andere neue Oper zu | wählen, welche ohne irgend eine Allegorie zu enthalten, doch geeignet sey, der Würde des Tages angemessen, mit dem nöthigen Glanze ausgeschmückt zu erscheinen. Auf der allerunterthänigst hier beigelegten Liste haben ich einige der im Königlichen Musik-Depot vorhanden liegenden bedeutenden Opern aufgeführt, um sie Ew. Königlichen Majestät zur Allerhöchsten Auswahl und Bestimmung vorzulegen, habe auch bereits mit dem General-Musik-Director Spontini schon die nöthige Rücksprache genommen. Graf Brühl Berlin
den 30ten September
1823. |

[Anlage:]

1. Libussa, heroische Oper vom Kapellmeister Kreuzer zu Wien
Der Gegenstand dieser Oper ist vollkommen zu einer Festlichkeit geeignet, indem sie mit der Vermählung der Königin Libussa von Böhmen schließt, und es finden sich mehrere Gelegenheiten in derselben glänzende Aufzüge, Costüme und Ballets anzubringen. Sie hat in Wien in neuester Zeit sich bedeutenden Beifall erworben und ist sehr oft wiederholt worden.

2. Mathilde von Guise, vom Kapellmeister Hummel zu Weimar.
[ohne Kommentar]

3. Euryanthe von Carl Maria von Weber.
Diese Oper ist neuerlich für die Wiener Hofbühne componirt, der Stoff dazu sehr passend und für eine große romantische Oper glücklich gewählt. Es bieten sich gleichfalls Gelegenheiten dar, wo Glanz und Ballets anzubringen sind.

4. Trajan in Dacien von Niccolini.
Eine bekannte, schöne Oper

5. Elisabetta von Rossini.
[ohne Kommentar]

6. Medea* von Naumann.
Obgleich diese Oper schon in früheren Zeiten auf hiesiger Bühne aufgeführt worden, so ist dieselbe doch durch längere Zeit aus dem Gedächtniß des Publicums gekommen. Seine Königliche Hoheit, der Kronprinz haben sehr oft den lebhaften | Wunsch ausgesprochen, diese schöne klassische Oper wieder in Szene gesetzt zu sehen, und mich deshalb oft angegangen, das Nöthige zu veranlassen.

7. Carl von Frankreich*, von Boyeldieu.
Ein sehr schönes, heroisches Sujet, welches zu aller Art von theatralischer Ausschmückung paßlich ist. Die Oper ist zwar ohne Recitative, welche aber sehr leicht dazu geschrieben werden können. Graf Brühl

Antwortvermerk im Auftrag des Königs von Daniel Ludwig Albrecht an Carl Graf von Brühl

An den General Intendanten der Schauspiele
Cammerherrn Grafen von Brühl

Ich bestimme auf Ihre Anzeige vom 30ten v. M. mit welcher Sie ein Verzeichniß verschiedener Opern Mir vorgelegt haben, daß zur Vermählungs-Feyer des Kronprinzen K. H. die Oper Libussa, vom Kapellmeister Kreuzer in Wien componirt, gegeben werden soll*. ZaV.
Albrecht.
Berlin den 3ten Oct. 1823

Apparat

Zusammenfassung

unterbreitet Vorschläge, welche Oper zur Feier der Vermählung des Kronprinzen aufgeführt werden könnte, u. a. Webers „Euryanthe“

Incipit

Zufolge der mir von Ew. Königlichen Majestät gewordenen, mündlichen Aeusserung,

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz (D-Bga)
    Signatur: I HA Rep. 89, Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode, Nr. 21093 Acta betr. die Angelegenheiten der Königl. Schauspiele und deren Mitglieder, Bl. 44-45

    Quellenbeschreibung

    • Brief vom 30. September: Kopistenhand mit e. U., Antwortvermerk vom 3. Oktober: e. Br. m. U.

Textkonstitution

  • „Antwortvermerk im Auftrag … Graf von Brühl“Diese Nachricht steht am oberen Rand Bl. 44r vor dem obigen Brief

Einzelstellenerläuterung

  • „… 6. Medea“Medea in Colchide, o sia, La partenza di Giasone da Colco; zwei Fassungen, die erste unter anderem Titel 1788 uraufgeführt, die zweite 1805.
  • „… 7. Carl von Frankreich“Carl von Frankreich, oder, Die Pilgerinnen von Mecca, komische Oper in 2 Acten nach dem Französischen.
  • „… Wien componirt, gegeben werden soll“Aufführung am 1. Dezember 1823.
  • ZaV.Abk. von „Zur allerhöchsten Veranlassung“.

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